Zivilisten in Rafah befinden sich „in einem Albtraum ohne Ausweg”

Nach den angekündigten israelischen Angriffen, auf die Zone mit über 1 Million Palästinenser, welche gefangen sind, ohne sicheren Fluchtweg, erzählen uns verängstigte Zivilisten aus Rafah, dass sie nur noch mit ihrem Tod rechnen. 

Eine weitere Eskalation in Rafah bedeutet eine Katastrophe für die Zivilisten und könnte die bisher tödlichste von allen sein. Die Weltpolitiker müssen jetzt reagieren, um dem Massenmord ein Ende zu setzen”, sagt Islamic Relief. 

Unser Team in Rafah beschreibt den aktuellen Zustand mit dramatischen Szenen, hunderte Menschen beladen ihre Autos mit all ihrem Besitz und versuchen zu flüchten, ohne zu wissen wohin. 

Ein Vater berichtet uns, dass er mit seinen Kindern in den Norden flieht, ohne Sicherheit auf eine Unterkunft. Er sagt: „Vielleicht finden wir ein Zelt, oder schlafen auf der Strasse, wir wissen es nicht.“ 

Die Menschen haben keinen sicheren Zufluchtsort, da ganz Gaza den ständigen Bombardierungen ausgesetzt ist. Über 60% aller Häuser wurden beschädigt oder ganz zerstört, die meisten Gebiete sind mit nicht explodierten Sprengkörpern versehen. 

Die humanitäre Krise in Rafah nimmt zu, mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens befindet sich in diesem kleinen Gebiet zusammengedrängt – es zählt heute zu den am stärksten überbevölkerten Orten der Welt. Viele Menschen flohen hierhin, da es laut israelischer Anweisung, ein sicherer Ort zur Evakuierung sei. Nun werden sie an dem einzigen Ort bombardiert, von dem man ihnen versprach, dass es sicher sei. 

Ein Mitarbeiter von Islamic Relief aus Rafah, dessen Namen wir aus Sicherheitsgründen nicht erwähnen, berichtet uns: „Die Lebensbedingungen hier sind ein Albtraum und es gibt keinen sicheren Fluchtort. Viele Familien suchen Schutz in Zelten, zusammengestellt aus einfachen Stofffetzen oder Plastik. Andere sind gezwungen auf der Strasse zu schlafen in der Kälte, oder befinden sich eingeengt in überfüllten Häusern und Schulen. Kinder verbringen Tage ohne Nahrung. Die Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, hunderte von Menschen teilen sich ein einziges Badezimmer und Krankheiten verbreiten sich rasant. Krankenhäuser können kaum noch funktionieren und Krankenwagen werden beim Versuch, Verletzte oder Kranke zu bergen, bombardiert. Es fallen ununterbrochen Bomben und täglich werden Kinder getötet. Wir hätten uns nie vorstellen können, dass es schlimmer werden kann, jedoch fürchten wir nun das uns die nächsten Tage ein Massaker erwartet.“ 

Seit der Eskalation im Oktober 2023 ist unser Team in Rafah aktiv, und verteilt Hilfsgüter wie fertige Mahlzeiten und Hygieneartikel and die vertriebenen Familien. Viele unserer Mitarbeiter sind selbst nach Rafah geflohen und sitzen dort ebenfalls fest, auch sie fürchten um ihr Leben. 

Schon vor dem 7.Oktober war Rafah eines der am stärksten bevölkerte Gebiete des Gazastreifens – innerhalb dieser 4 Monate ist die Bevölkerung um 500% gestiegen. Krankheiten wie Hepatitis A, Durchfall, Läuse und Pocken, die lebensbedrohlich sein können, breiten sich schnell aus. Die Unterernährung nimmt zu, und nach Angaben der UNO ist inzwischen jedes zehnte Kind unter 5 Jahren stark unterernährt. 

Das Massaker in Gaza geht weiter. Nahezu 100 000 Palästinenser wurden getötet oder verletzt, darunter unzählige Kinder.