Sehr geehrte Damen und Herren
Viele unter Ihnen äusserten sich, in ihren Reden über die dramatischen Statistiken, von denen die Bevölkerung im Jemen betroffen ist.
Als ich letztes Jahr im Jemen war, habe ich einige der 155 Ernährungs- und Gesundheitszentren besucht, die von Islamic Relief unterstützt werden. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich hinter diesen schrecklichen Zahlen verbergen. Kinder, zu schwach, um zu weinen, Frauen, die so unterernährt waren, dass sie nicht stillen konnten.
Ich werde immer noch von diesen Gesichtern verfolgt. Dennoch habe ich Hoffnung. Denn ich weiss, dass unsere Teams, an der Seite mit anderen NGOs, hart arbeiten, um beispiellose humanitäre Hilfe an Millionen von Jemeniten im Norden und Süden des Landes zu leisten.
In Zusammenarbeit mit dem WEF (Welternährungsprogramm), hat Islamic Relief im Jemen Lebensmittelhilfe und monatliche Notfallhilfe an mehr als 2 Millionen Menschen geleistet. Um die gelähmte Wirtschaft und all die Menschen, die keine Sozialhilfe erhalten, zu unterstützen, führen wir nachhaltige Projekte in Sana und Hodeida im Norden und Dhammard im Süden des Landes durch. Dies ist eine Selbstverständlichkeit. Die humanitäre Notfallhilfe erreicht die arme Bevölkerung weiterhin.
Trotz der enormen Bedürfnisse, bedrohen die Budgetkürzungen diese lebenswichtigen Aktionen, welche die internationalen Hilfsorganisationen leisten.
Die Lebensmittelpreise steigen unaufhörlich und zugleich sinken die nötigen Hilfsfonds in erheblichem Masse. Das hat zur Folge, dass ein Lebensmittelpaket, welches für eine Familie einen Monat reicht, nun für zwei Monate ausreichen muss. Mit mehr als 15 Millionen Menschen am Rande der Hungersnot, ist der Tod von zahlreichen Menschen zu befürchten. Dieses Jahr intensivieren wir unsere Bemühungen und engagieren uns vor Ort mit mindestens 5 Millionen Dollar. Aber dies reicht bei weitem nicht aus im Vergleich zu dem, was der Jemen benötigt. Nur die Spender und Spenderinnen aus aller Welt, können diese Lücke stopfen.
Das Coronavirus macht die Sache noch schwieriger. Millionen von Menschen im Jemen, besonders die aus ihren Häusern geflohen sind, können nur auf humanitäre Hilfe zählen, welche durch die Kontaktbeschränkungen erschwert ist. Die Spenden sinken, was zur Folge hat, dass Tausende Familien in totale Armut fallen. Nach der Pandemie könnte diese viel oder noch mehr Leid als das Covid-19 selbst verursachen. Obwohl dieser Virus tödlich ist, müssen wir unsere Mission der ersten Notfallhilfe nicht vernachlässigen.
Die Unterstützung im Anschluss an die Corona-Pandemie, sollte zusätzlich erfolgen und nicht die bereits existierenden Fonds ersetzen. Die Priorität muss der Notfallhilfe gehören, wie das Verteilen von Lebensmitteln, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Wasser, Sanitäranlagen, sowie die Sensibilisierung zur Hygiene.
Um auf diese steigende Bedrohung zu antworten, kann ich nur die Botschaft verschiedener NGOs wiederholen: die internationale Gemeinschaft muss die humanitären Hilfsprogramme im Jemen finanziell unterstützen.
Wir verstärken unsere Bemühungen bis zum Ende dieses Konflikts, um auf die humanitären Bedürfnisse im Jemen zu antworten. Sie bleiben ihre letzte Hoffnung.
Vielen Dank.
Bleiben wir solidarisch